Außerordentliche Generalversammlung entschied: Fest ab 2024 von Freitag bis Sonntag

Quelle: Soester Anzeiger 19.Mai 2023

Absolut zufrieden mit der Beteiligung der Mitglieder zeigte sich Oberst Jörg Rhoden, als er 96 Schützen der St. Peter-und-Paul-Schützenbruderschaft am Mittwochabend in der Mülheimer Schützenhalle zur einberufenen außerordentlichen Generalversammlung begrüßte. Einziger Tagesordnungspunkt war die Diskussion und vor allem die Beschlussfassung zu einer Neukonzeption der Festfolge des Mülheimer Schützenfestes.

Bereits im Januar hatte die damalige Generalversammlung eine Arbeitsgruppe aus 20 Schützen eingesetzt, die in rund zwölf Stunden in mehreren Workshops alternative Konzepte für die Umgestaltung des Schützenfestes beraten hatten. Im Ergebnis waren zwei Alternativen erarbeitet worden, die bereits am 10. Mai im einem Info-Abend vor der Bruderschaft präsentiert wurden.

Der Oberst wies in seinem Eingangsstatement zunächst auf die positiven Aspekte der bisherigen Hochfeste hin, vor allem jedoch auf die verbesserungswürdigen Faktoren. So seien die Samstagsabende aufgrund der hohen Beteiligung von Schützen und Gästen und der daraus resultierenden hohen Umsätze eindeutig als erfolgreich zu bewerten, ebenso die Kindertänze sowie die Aufwertung des Buschaufsetzens durch die Ermittlung der Tulpenkönigin im Rahmen eines Schießwettbewerbs.

Als problematisch bezeichnete Rhoden die nachlassende Beteiligung beim Königsschießen, die mangelnde Beteiligung auswärtiger Gäste an den Sonn- und Montagen, die Stresssituationen für das neue Königspaar nach dem montäglichen Vogelschießen sowie die bisher üblichen zwei großen Festzüge für das Königspaar in ihrer einjährigen Amtszeit. Ebenso wurde das bisherige Schützenfest-Angebot für die Kinder als Zielgruppe bemängelt.

Vor diesem Hintergrund erfolgte nun eine Abfrage an die Versammlung, ob generell eine Veränderung des Schützenfestes gewünscht sei. Nach geheimer Abstimmung wurden 95 Stimmen als gültig erklärt, davon stimmten 84 für eine Änderung, 11 dagegen. Auf dieser Grundlage wurden anschließend die beiden erarbeiteten Neukonzeptionen erläutert.

Die erste Variante sieht die drei Festtage Freitag, Samstag und Sonntag vor. Nach dem Kirchgang am Freitagnachmittag soll das Vogelschießen sowie die Königsproklamation folgen, danach eine Schützenparty. Der Samstag beginne frühmorgens mit dem Wecken, ab Mittag folgen dann die Programmpunkte Antreten, Umzug mit Kranzniederlegung, Jubilarehrung, Platzkonzert, Kinderschützenfest, Kindertanz, Tanz der Königspaare und Festball. Der Sonntagnachmittag sieht dann das Antreten zum Großen Festzug, den Kindertanz und das Fahnen wegbringen vor, zuletzt folgt ein Festball.

Bei der zweiten Variante würde das Vogelschießen eine Woche vor dem Hochfest in Kombination samstags mit dem Buschaufsetzen nach der Ermittlung der Tulpenkönigin stattfinden. Der Samstag und Sonntag des Schützenfestes würde nach der gleichen Festfolge wie in der ersten Variante stattfinden.

In der nachfolgenden Diskussion wurde angeregt, den Kirchgang am Freitag nicht zu früh durchzuführen, da es sich noch um einen regulären Arbeitstag handele. Zu klären bliebe auch, ob am Samstag ein klassisches Kinderschützenfest veranstaltet werden soll, oder ob auch alternative Maßnahmen zur verbesserten Einbindung der Kinder durchgeführt werden könnten.

Oberst Jörg Rhoden betonte, dass der „Feinschliff“ der Neukonzeption in Zusammenarbeit von Vorstand und den Mitgliedern der Arbeitsgruppe noch erfolgen soll. Die Ergebnisse würden dann auf dem kommenden Winterfest präsentiert. Ebenso soll die Arbeitsgruppe auch in organisatorische Aufgaben eingebunden werden wie zum Beispiel die Umsetzung des Kinderfestes.

Als Höhepunkt der Versammlung stand nun die Abstimmung über die Neukonzeption an. Von den wiederum 95 gültigen Stimmen entschieden sich 68 Schützenbrüder für die erste Variante (Festfolge Freitag-Samstag-Sonntag), 27 für die zweite Variante. Damit, so betonte der Oberst, würde dieses neue Konzept erstmals im kommenden Jahr 2024 realisiert werden können.

Eine durchaus kontroverse Diskussion gab es abschließend bei der Frage der zukünftigen Höhe des dem jeweiligen König zustehenden Schussgeldes – aufgrund des bevorstehenden Wegfalls des zweiten Festzuges. Nach der bisherigen Regelung entspreche dieser Betrag immer dem 1000fachen des 0,2-l-Bierpreises, davon die Hälfte im ersten bzw. die andere Hälfte im zweiten Jahr der Regentschaft. Diese Regelung soll zunächst beibehalten werden, eine neue Beschlussfassung soll auf der nächsten Rechnungslage erfolgen.

„Ich bin sehr froh über die hervorragende Beteiligung der Schützen am heutigen Abend“, sagte Oberst Jörg Rhoden zum Abschluss der Generalversammlung. „Und ich bin auch sehr zufrieden über die eindeutige Bereitschaft, Änderungen herbeizuführen. Die klaren Beschlüsse der Versammlung sprechen hier für sich. Nun freue ich mich auf die anstehende Aufgabe für Vorstand und Arbeitsgruppe, das neue Konzept weiter zu konkretisieren.“

Bericht: FRANZ-JOSEF GRUNDHOFF

André Schütte mit 181. Schuss neuer Schützenkönig in Mülheim!

Plötzlich König

André Schütte mit 181. Schuss Überraschungskönig in Mülheim

Dabei sah es im Mülheimer Külbenkamp lange so aus, als würde sich gar kein König finden lassen. Fast 2,5 Stunden lagen zwischen dem ersten Schuss, dem Ehrenschuss des scheidenden Königs Fritz Gosmann, und eben jenem entscheidenden Treffer – der Vogel hing noch nahezu komplett im Kugelfang – von André Schütte. Hauptmann Kevin Frenz hatte noch vorm Schießen angekündigt: „Der erste Schuss gehört dem alten König, der letzte Schuss dem neuen König.“
Bei den Insignien ging es dafür fix. Mit dem 11. Schuss sicherte sich Manuel Stamen die Krone, Vogelbauer und Geburtstagskind Bernd Heinze mit dem 15. Schuss das Zepter und Christof Rapala mit dem 20. Schuss den Apfel. Vor allem Stamen war es auch, der immer wieder unter der Vogelstange auftauchte, ehe es bei knapp 100 Schuss zur ersten Schießpause kam.
Die beendete Bürgermeister Dr. Thomas Schöne mit drei Schüssen, ehe das Feld der Aspiranten wieder größer wurde. Nach dem 160. Schuss waren es aber nur noch einzelne, bis das Schießen ganz zum Erliegen kam. Und schließlich Schütte sich ein Herz fasste. Während er das tat, diskutierte der Bruderschaftsvorstand um Jörg Rhoden noch, wie es weitergeht mit dem Schießen. Hätte sich kein Aspirant mehr eingefunden, hätten die bisherigen Könige aus dem Vorstand geschossen, wären dann aber ohne Königin und ohne Hofstaat marschiert. „Der Vogel wäre also auf jeden Fall gefallen“, so Rhoden: „Das wäre aber nur die Notlösung gewesen.“ Und die entscheidende Patrone erhielt Schütte sogar aus den Händen seines Vaters Burkhard, der Schießmeister Christian Scobel assistierte. Der 26-Jährige ist Groß- und Außenhandelskaufmann, war bereits Jungschützenkönig in Sichtigvor.
Und nach dem ersten Schock konnte der Hobby-Ballonpilot aber auch wieder lachen. Und freuen darf sich seine Königin Lea Pietz auch – trotzdem sie am Montag nicht dabei sein konnte: Mülheim feiert in diesem Jahr bekanntlich 950. Dorfjubiläum, sodass sich die beiden auch noch häufiger gemeinsam als Königspaar präsentieren können.

Bilder vom den Festzügen Sonntag und Montag:

Schützenfest in Mülheim: Festzug am Sonntag

Schützenfest in Mülheim: Festzug am Montag

Anja Gosmann erste Tulpenkönigin

Anja Gosmann erste Tulpenkönigin

Mülheimer Kaiserin Heidi Gerden sichert sich Apfel und Zepter

„Unsere Schützenkönigin macht den ersten und die neue Tulpenkönigin den letzten Schuss“, hatte Schriftführer Markus Dahlberg zu Beginn erläutert, nachdem das Königspaar Fritz und Anja Gosmann mit Unterstützung von Kaiserin Heidi Gerden den am Kugelfang befestigten Birkenbusch die Stange hinauf gezogen hatten. Dass es in beiden Fällen Anja Gosmann sein würde, die zielsicher auf den Vogel schießt, hatte Dahlberg zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht ahnen können – denn letztlich war es tatsächlich Mülheims amtierende Königin, die die dreijährige Amtszeit mit ihrem König Fritz noch etwas besonderer machte und sich mit dem 122. Schuss zu Mülheims erster Tulpenkönigin kürte. Bei der Regentin flossen einige Freudentränen, als der Rest des Aars aus dem Kugelfang fiel und sie sogleich auf die Schultern der Vorstandsmitglieder gehoben wurde und eine gefüllte riesengroße Warsteiner-Tulpe überreicht bekam.
Zuvor hatten sich zahlreiche Frauen in die Schlange an der Vogelstange eingereiht und unter Anleitung von Schießmeister Christian Scobel immer wieder auf den Vogel gezielt. Mülheims amtierender Kaiserin Heidi Gerden war es mit dem zweiten Schuss bereits gelungen, dem Aar gleichzeitig Apfel und Zepter zu entreißen. Die Krone fiel einige Schüsse später durch Margit Wulf, die dem Vogel dafür kurzerhand die Kehle durchtrennte. Pro errungener Insignie gab es für die Frauen ein Freigetränk nach Wahl – aber die Schlange wurde auch danach nicht kürzer. Immer wieder stellten die Damen sich hinten an, sie waren offensichtlich auf den Geschmack gekommen. „Das macht so viel Spaß“, war immer wieder aus den Reihen zu hören.
Wie in der Schützenbruderschaft St. Peter- und Paul Mülheim bezüglich des Frauen-Vogelschießens nun weiterhin verfahren wird, steht noch nicht fest. Am Montag, 27. Juni, werden es aber zunächst wieder die Männer sein, die auf den Aar im Kugelfang anlegen und den Nachfolger von Mülheims Langzeit-König Fritz Gosmann ermitteln.
„Bestimmt könnt ihr uns montags beim Schützenfest unter der Stange jetzt gut verstehen“, beendete Markus Dahlberg schließlich den offiziellen Teil der Premieren-Veranstaltung, der noch bis in die frühen Morgenstunden gesellig ausklang als voller Erfolg gewertet werden darf.

                                                       

„Erwin, der Farbenfrohe aus dem Hause Schenke“

Quelle: Soester Anzeiger 15.06.2022   

Drei Jahre lang hatten Fritz und Anja Gosmann als amtierendes Mülheimer Königspaar auf ihr traditionelles Vogelkrönen warten müssen, denn zweimal war das Schützenfest Corona-bedingt ausgefallen und Gosmanns, die sich schon 2019 zu neuen Majestäten gekürt haben, waren seither im Amt geblieben. Nun wird in weniger als zwei Wochen endlich wieder Schützenfest in Mülheim gefeiert. Und damit Fritz Gosmanns Nachfolger am Montag, 27. Juni, an der Vogelstange ausgeschossen werden kann, galt es am Wochenende, den von Bernd Heinze gebauten Holzvogel zu dekorieren. Getauft wurde dieser auf den Namen „Erwin, der Farbenfrohe aus dem Hause Schenke“. Die Namensgebung bezieht sich auf das Maskottchen des FC Schalke 04, dessen Fan der König ist, sowie auf den Malermeister-Beruf des Königs und auf den Beinamen, den Gosmanns im Ort traditionell tragen. Die Hofdamen dekorierten den Schützenvogel mit blau-weißen Eierketten, die zudem das Mülheimer Wappen tragen. Lange wurde anlässlich des Vogelkrönens gemeinsam gefeiert und sich auf die nahenden Festtage eingestimmt.